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Welche Formen von Harninkontinenz gibt es?

Belastungsinkontinenz (Früher Stressinkontinenz)

Das Hauptmerkmal der Belastungsinkontinenz ist der Verlust von Urin bei körperlicher Belastung, beim Tragen oder Heben schwerer Gegenstände, bei körperlicher Aktivität wie Hüpfen, Laufen, Springen oder auch beim Husten oder Niesen.

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Die Hauptursache der Belastungsinkontinenz der Frau ist eine Schliessmuskel- bzw. Beckenbodenschwäche, die bei der älteren Frau in der Postmenopause oder nach Geburten und bei Übergewicht zu beobachten ist. Belastungsinkontinenz kann allein oder kombiniert mit einer allgemeinen Schwäche des Beckenbodens auftreten. Bei einer Schwäche des Beckenbodens können sich die Organe des Beckens, insbesondere die Blase und Harnröhre nach unten verlagern. In schweren Fällen kommt es zur Verlagerung des Enddarms und zum Vorfall der Scheide oder sogar der Gebärmutter.

Die Belastungsinkontinenz des Mannes ist selten und in der Regel immer die Folge einer Prostataoperation - meist einer radikalen Entfernung der Prostata wegen Prostatakarzinom.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz wird durch eine dem Drang unmittelbar folgende, nicht unterdrückbare Blasenkontraktion mit Urinverlust gekennzeichnet.

Die Dranginkontinenz entwickelt sich bei einer Funktionsstörung des Blasenmuskels. Der Schließmuskel ist bei dieser Form der Harninkontinenz unbeeinträchtigt. Die Blase ist nicht mehr in der Lage, normale Füllmengen aufzunehmen und über einen längeren Zeitraum zu speichern. Das Gleichgewicht zwischen Blasenfüllung, Blasenspeicherung und Harndrang beziehungsweise Unterdrückung des Harndrangs ist gestört. Der Patient ist nicht in der Lage, das Wasserlassen hinauszuzögern.

Mischinkontinenz

Die Mischinkontinenz beschreibt einen Urinverlust, der sowohl mit Symptomen der Belastungsinkontinenz als auch der Dranginkontinenz einhergeht.

Bettnässen (Enuresis nocturna)

Kinder lernen etwa ab dem zweiten Lebensjahr, ihre Blase zu kontrollieren, und sie brauchen unterschiedlich lange, bis sie Tage und Nächte ?trocken? sind. Ein Reifungs- und Übungsprozess bis zum vollendeten 5. Lebensjahr kann dabei noch normal sein. Von Bettnässen spricht man, wenn ein Kind in einem Alter von 5 Jahren und älter noch regelmäßig einnässt.

Der Mediziner unterscheidet zwei Formen des nächtlichen Einnässens. Bei der ersten Form ist das Kind noch nie dauerhaft trocken gewesen. Es wird von einer Entwicklungsverzögerung des Kindes ausgegangen. Eine familiäre Häufung ist möglich. Die den Wasserhaushalt bestimmende hormonelle Regulation kann gestört sein und das Zusammenspiel zwischen Kontrolle der Blase und der Schlaftiefe ist noch unterentwickelt.

Bei der zweiten Form des Einnässens waren die Kinder bereits über mindestens 6 Monate trocken. Wahrscheinlich spielen psychische Ursachen die Hauptrolle. Einnässen kann ein unbewusstes Signal für ein Problem des Kindes sein.